Donnerstag, 11. November 2010
Japanisch mit ΧƎΤΕΧ
Bekanntlich ist die Installation von Schriftarten für außereuropäische Sprachen in LaTeX eine Wissenschaft für sich, die schon den ein oder anderen in den Wahnsinn getrieben haben soll. Zugegeben: Mit LaTeX Japanisch zu schreiben (oder auch jede andere Sprache, die eine Unicode-Eingabe erfordert) ist derart umständlich, dass ich dringlichst davon abrate. Die weit komfortablere Lösung heißt XeTeX. XeTeX ist eine Alternative zu pdfTeX, bietet native Unicode-Unterstützung und den unschlagbaren Vorteil, alle auf dem System bereits installierten Schriftarten direkt nutzen zu können ohne diese noch einmal extra in LaTeX "nach"installieren zu müssen.
Vor dem erfolgreichen Einsatz von XeTeX müssen aber einige Vorkehrungen getroffen werden. Voraussetzung ist ein Unicode-fähiger Editor (wer also mit TeXnicCenter 1.0 arbeitet, muss sich davon verabschieden, leider... aber es gibt eine Lösung ;). Zwei Alternativen möchte ich hier vorstellen:
1. Texmaker: Um diesen Editor XeTeX-tauglich zu machen, müssen in den Optionen zuerst kleine Anpassungen vorgenommen werden. Optionen -> Texmaker konfigurieren -> Reiter "Kommandos": Die Zeile
latex -interaction=nonstopmode %.tex durch
xelatex -interaction=nonstopmode %.tex ersetzen und beim Reiter "Editor" die Fontkodierung auf UTF-8 setzen. Fertig! Um nun mit XeLaTeX zu kompilieren, als Ausgabeprofil "LaTeX" wählen (dies wurde ja eben neu definiert). Ich persönlich arbeite aber lieber mit
2. TeXnicCenter 2.0 Alpha 3: Die Alpha-Version des neuen TeXnicCenter ist bereits Unicode-fähig und beinhaltet zudem ein XeLaTeX Ausgabeprofil. Es sind keine weiteren Anpassungen notwendig und man kann sofort loslegen. Allerdings darf man nicht vergessen, das .tex-File in einer UTF-8 Kodierung zu speichern.
Letztlich ist noch für die passende Schriftart zu sorgen (einfach "japanese fonts" googeln). Downloaden und wie jede reguläre Schriftart im System installieren. Für das folgende Minimalbeispiel hab ich Bitstream CyberCJK (CyberCJK.ttf) benutzt.
\documentclass{scrreprt}
\usepackage{xltxtra}
\usepackage{xeCJK}
\setCJKmainfont{Bitstream CyberCJK}

\begin{document}
Nicht-CJK-Zeichen werden in der {\XeTeX}-Standardschriftart Latin Modern 
gesetzt.

\smallskip
これは日本語です。サイバーCJKを使用しています。
\end{document}

xltxtra lädt die Pakete fixltx2e, metalogo, xunicode und fontspec. Es bildet das Herzstück jedes XeTeX-Dokuments.
Mit dem Paket xeCJK wird die Sprachunterstützung für chinesische, japanische und koreanische Schriftzeichen geladen.
Die Ausgabe sieht dann so aus: japanisch_xetex_minimalbeispiel (pdf, 12 KB)

じゃあまた!

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Freitag, 5. November 2010
Titelseite für eine Seminararbeit mit LaTeX
Universitäre Arbeiten erfordern meist ganz konkrete Angaben auf dem Titelblatt einer Haus- oder Seminararbeit (Semesteranzahl, Name des Kurses, Name des LV-Leiters etc.). LaTeX bietet uns zwei grundsätzliche Möglichkeiten an, eine Titelei zu generieren. Den Befehl \maketitle und die flexible titlepage-Umgebung. Letztere wird meist genutzt, um den Vorgaben der Hochschule 1:1 gerecht zu werden (inwieweit diese nun grundsätzlich sinnvoll sind... darüber soll an dieser Stelle nicht debattiert werden). Meiner Ansicht nach ist \maketitle aber die deutlich bequemere, wenn auch limitiertere Variante und das folgende Beispiel zeigt, dass sämtliche in der Regel geforderten Angaben auch damit relativ leicht umzusetzen sind.
\documentclass[12pt,BCOR7mm,twoside,titlepage]{scrartcl}

\usepackage[onehalfspacing]{setspace}
\usepackage[ngerman,num]{isodate} %% Datum im Format tt.mm.jjjj
\monthyearsepgerman{\,}{\,}

\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[TS1,T1]{fontenc}
\usepackage[ansinew]{inputenc}

\usepackage{lmodern}

\usepackage{graphicx}
%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%
\begin{document}

\titlehead{%
	\begin{minipage}{8cm}
	{\Large Universität Innsbruck}\\
	Institut für Musikwissenschaft\\
	PS Die Deutsche Oper im 19.~Jahrhundert\\
	LV-Nr.:~619\,005\\
	Dr. Ingrid Gerlinde \textsc{Czaika}\\
	SS~2010
	\end{minipage}
	\hfill
  \begin{minipage}{5cm}
  \begin{flushright}
  	\includegraphics[scale=.4]{Uni_Logo_1C} % Hochschullogo
  \end{flushright}
	\end{minipage}
\vspace{5mm}}
\subject{Proseminararbeit}
\title{Carl Maria von Weber: Der Freischütz}
\subtitle{Eine Charakterisierung des Max -- Held oder Versager?
\vspace{5mm}
  \begin{centering}
    \includegraphics[scale=.3]{frank_samiel_freischutz}
  \end{centering}
}
\author{Matthias Thienel, Matr.Nr.: xxxxxxx}
\date{Bernbeuren, \today}
%\publishers{}

\lowertitleback{Diese Arbeit wurde mit Hilfe von
{\KOMAScript} und {\LaTeX} gesetzt.}
\uppertitleback{Umschlagabbildung:\\"`Mären und Träume 
Samiel (Freischütz)"' von Franz Frank, ca.~1960}

\maketitle

\end{document}

Das Ergebnis findet ihr hier: vorlage_titelseite (pdf, 315 KB)
Die minipage-Umgebung erlaubt es, Angaben zur Lehrveranstaltung und das Hochschullogo zusammen in den \titlehead{} zu packen. Je nach Größe der Umschlagabbildung können die vertikalen Abstände \vspace{} variieren. Hier ist ein bisschen Probieren angesagt, bis man ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt. Das Feld \publishers{} bleibt in meinem Beispiel leer.
Wählt man in der Dokumentklasse die Option [twoside], lassen sich für die Titelseite zusätzlich die Befehle \uppertitleback{} und \lowertitleback{} verwenden. Deren Inhalt erscheint dann oben bzw. unten auf der Rückseite eures Titelblatts.

Happy TeXing!

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Freitag, 22. Oktober 2010
Bindekorrektur in LaTeX
Jeder, der dickere (wissenschaftliche) Arbeiten zu binden hat, steht vor dem folgenden Problem: Wie bestimme ich die Bindekorrektur?
Zur Erläuterung: Bei jeder Bindung entsteht ein physischer und optischer Papierverlust am inneren Rand jeder Seite (bei einer Klebebindung z.B. geht durch das Verkleben allein ca. 1mm Papier verloren). Zum Lesen müssen die Seiten des Weiteren auseinandergebogen werden wodurch der innere Teil des Papiers (je nach Lesegewohnheit) mehr oder minder sichtbar ist. Unter der Bindekorrektur versteht man einen Randausgleich des Bindeverlustes durch einen vorher definierten Wert, der den typographisch korrekten Satzspiegel wiederherstellt und so die harmonische Seitenaufteilung gewahrt bleibt.
Genau genommen müsste die Bindekorrektur für jedes Buchexemplar neu bestimmt werden, da sie stark auch von den Lesegewohnheiten einer Person abhängt. Realistischer (und für den LaTeX-Anwender auch umsetzbar) ist da schon die Anwendung einer Faustregel zur Berechnung der Bindekorrektur.
Allgemein gilt:
Die Bindekorrektur macht bei guter Bindung und gutem Papier maximal die Hälfte des Buchblocks aus.
Das heißt bei einer Diplomarbeit mit 300 Seiten gedruckt auf 150 Blatt mit einer Papierdicke von 0,14mm macht der Buchblock insgesamt 21mm aus; die Bindekorrektur beträgt in diesem Beispiel also ca. 10,5mm (maximal).
In LaTeX wird die Bindekorrektur als optionales Argument im \documentclass-Befehl der KOMA-Scriptklassen angegeben, also:
\documentclass[BCOR10.5mm]{scrbook}
Folgender Link könnte hierzu noch von Interesse sein: Papiervolumen-Berechnung
Einen Sonderfall bildet die Spiralbindung. Diese provoziert eigentlich dazu, keine Doppelseiten mehr zu betrachten, sondern eher jede Seite für sich. Individuell wird dabei die Bindung als Rand oder nicht vorhandener Teil betrachtet. Deshalb muss bei dieser Art der Bindung jeder für sich entscheiden, was er macht. Nach meiner Erfahrung ist eine Bindekorrektur von 7mm hierfür ausreichend.

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